Big Data & AI, Interviews

Von Big Data zu Smart Data – Interview mit Dr. Kömm, adidas Group

Koemm

Dr. Holger Kömm
Lead Data Scientist, adidas Group

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Dr. Holger Kömm
Lead Data Scientist, adidas Group

Dr. Holger Kömm ist Lead Data Scientist im Big Data Department der adidas Group, Herzogenaurach. Nach einer Berufsausbildung zum Bankkaufmann studierte Herr Kömm Wirtschaftsmathematik an der Universität Eichstätt-Ingolstadt, mit anschließender Promotion am Lehrstuhl für Statistik und Quantitative Methoden der Wirtschaftswissenschaften unter Prof. Küsters. Die Forschungsschwerpunkte von Herrn Kömm sind Zeitreihenökonometrie, Volatilitätsmodelle und Prognose.
Auf der Big Data Minds moderiert Dr. Kömm einen Challenge Your Peers Round Table. Thema der Session: “Statistik – eine veraltende Disziplin? Die Gefahr der Selbstüberschätzung und des blinden Vertrauens.” we.CONECT sprach mit ihm über Demand Management Prozesse und die strategische Relevanz der Anfrage, um der Flut an Anfragen aus allen Ecken der Company Herr zu werden.

we.CONECT: Wie messen Sie den Erfolg von Big Data Projekten?

Dr. Holger Kömm: Je nach Use Case. Eine allgemeingültige Methode würde bei unserer Arbeit nicht funktionieren, da die Anforderungen der Use Cases zu unterschiedlich sind. Jeder Case der an uns übermittelt wird muss bereits enthalten, wie die Ergebnisse in Aktion umgesetzt werden und damit auch, wie sich der Erfolg des Use Cases messen lässt.

we.CONECT: Was sind die größten technischen, personellen und operativen Herausforderungen für adidas in Bezug auf Digitalisierung und Big Data?

Dr. Holger Kömm: Technisch sehe ich keine großen Probleme. Die ganze Diskussion über Technologien wird Ihnen nicht helfen, Ihre Business Fragen zu beantworten. Technische Lösungen gibt es viele, Firmen, die sie bei der Implementierung begleiten ebenfalls. Die eigentlichen Herausforderungen sind heute eher auf der rechtlichen Seite (welche Daten dürfen sie wann, wie verarbeiten) und der personellen Seite. Sie finden einfach nicht genügend qualifizierte Data Scientists und Data Engineers auf dem Markt.

we.CONECT: Wo sehen Sie Grauzonen und Problematiken von Big Data Analysen für Firmen?

Dr. Holger Kömm: Die rechtliche Seite wird meiner Meinung nach noch völlig unterschätzt.

we.CONECT: Welche anderen Entwicklungen werden das Thema Big Data in Zukunft am meisten beeinflussen?

Dr. Holger Kömm: Anwenderfreundliche Anwendungen. Bisher reden alle vornehmlich über Big Data Technologien & Data Science Algorithmen. Der wirkliche Skalenwert wird aber erst eintreten, wenn wir pünktlich (ich rede bewusst nicht von real-time) vollautomatisierte und konsumfreundliche Lösungen liefern. Ich sehe großes Potential in betriebsinternen Apps für ihr Smartphone.

we.CONECT: Welche Branchen sind aus Ihrer Sicht der Benchmark für das Handling von Big Data?

Dr. Holger Kömm: Ganz klar die wirklichen Big Players. Welche das Ihrer Meinung nach sind, überlasse ich Ihrer Fantasie.

we.CONECT: Wie bedeutend ist Big Data im Vergleich zu anderen Innovationen der letzten Jahrzehnte?

Dr. Holger Kömm: Big Data ist nicht wirklich eine große, bahnbrechende Innovation. Big Data ist das natürliche Resultat einer Entwicklung, die schon lange zuvor begonnen hat. Wenn Sie wollen bereits mit der Entwicklung der ersten Computer. Nur das heute alles ein wenig schneller geht. Der Kern des Hypes ist aber nicht die Datenverarbeitung, sondern der Wert in der Dateninterpretation. Daran arbeiten Statistiker schon seit es die Statistik gibt.

we.CONECT: Was denken Sie muss geschehen, damit das Thema Big Data im Hype Zyklus von Gartner im Plateau der Produktivität ankommt?

Dr. Holger Kömm: Wir müssen uns deutlich stärker um Integration kümmern. Das ist und bleibt der Schlüssel für den Erfolg von Big Data.

we.CONECT: Der Data Scientist W. Edwards Deming sagte einmal “Without data you´re just another person with an opinion”. Stimmen Sie ihm zu? Was ist Ihre Meinung?

Dr. Holger Kömm: Als Statistiker, absolut. Ich würde aber noch etwas weiter gehen und fragen, ob überhaupt eine „Meinung“ existiert? Ich erlebe regelmäßig, dass Experten aus der Vielzahl an Information nicht mehr die wirklich relevanten herauszufiltern wissen und letztlich keine eindeutige Meinung mehr haben. Es ist mehr eine Grauzone von Eindrücken, die nicht so recht interpretiert werden kann. Hier helfen die Daten, die wirklich wichtigen Muster zu identifizieren.

we.CONECT: Wenn Sie Ihren Arbeitsalltag anschauen, haben Sie es öfter mit Big Data oder mit altbekannter Statistik zu tun? Inwieweit ist den Entscheidern in Ihrem Unternehmen der Unterschied bewusst?

Dr. Holger Kömm: Ganz klar Statistik, wenn wir von Data Science reden. Für meine Data Engineering Kollegen ist es natürlich mehr Big Data. Den Entscheidern werden die Unterschiede Tag-für-Tag immer klarer. Aber aller Anfang ist schwer.

we.CONECT: Welche Fachliteratur/Magazine/Blogs können Sie zum Thema Big Data empfehlen?

Dr. Holger Kömm: Ich bevorzuge ausgewählte Konferenzen um eine umfassende, und vorgefilterte Auswahl von Informationen zu konsumieren. Abseits davon halte ich mich lieber an Forschungsergebnisse als an Blogs.

we.CONECT: Vielen Dank für das Interview!
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