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Fallstricke bei Corporate Venture Investments in Startups Interview – Dr. John Lange, Axel Springer Digital

Dr. John Lange
Geschäftsführer, Axel Springer DIGITAL GmbH

Dr. John Lange
Geschäftsführer, Axel Springer DIGITAL GmbH

Dr. John Lange präsentiert auf der Rethink! Corporate Finance 2018 den Workshop:

„Fallstricke bei Corporate Venture Investments in Startups“

  • Wie kann ein Corporate sinnvoll in Startups investieren?
  • Was sind Do´s und Don´ts bei Venture Investments?
  • Wie lässt sich für beide Seiten ein wirklicher Mehrwert generieren?

Dr. John Lange ist Geschäftsführer der Axel Springer Digital GmbH. In dieser Funktion ist er seit 2005 mitverantwortlich für den Aufbau des digitalen Beteiligungsportfolios, das ca. 200 Beteiligungen im Early- und Later Stage-Bereich umfasst. Über die Tochtergesellschaft Axel Springer hy unterstützt er auch andere Unternehmen dabei, durch Venture Investments die eigene Digitalisierung voranzutreiben. Vor Axel Springer hat John Lange die internationale Expansion des E-Commerce-Softwareanbieters Intershop in unterschiedlichen Finance-Funktionen unterstützt, u.a. durch Begleitung des IPO.

we.CONECT: Auf der Rethink! Corporate Finance 2018 präsentieren Sie den Workshop: „Fallstricke bei Corporate Venture Investments in Startups“. Axel Springer ist dafür bekannt, erfolgreich in Startups zu investieren und gezielt aufzubauen. Seit wann verfolgen Sie diese Strategie und was macht Sie so erfolgreich?

Dr. John Lange: Axel Springer investiert seit über 20 Jahren in digitale Wachstumsprojekte. Die ersten Projekte waren aber nicht wirklich erfolgreich. Vor gut zehn Jahren haben wir unsere Investmentstrategie radikal umgestellt und uns konsequent auf bereits erfolgreiche Startups in der Growth- und Later Stage-Phase fokussiert. Dabei haben wir bewusst in disruptive Plattformen und Marktplätze investiert, die das Potenzial hatten, Category Leader zu werden. Heute sind fast alle unserer großen Beteiligungen Marktführer in ihrem Segment, und im Digitalgeschäft verdienen wir mittlerweile knapp 80% des operativen Konzernergebnisses.

Eine wichtige Voraussetzung für diesen Erfolg war, dass wir die Beteiligungen über ein neu aufgesetztes Beteiligungsmanagement jenseits der vorhandenen Verlagsstrukturen geführt haben und den Gründern eine große unternehmerische Freiheit gelassen haben. Dass sich junge Wachstumsfirmen als Teil unserer Gruppe positiv entwickeln, führt wiederum dazu, dass wir als attraktiver Partner in der Startup-Szene wahrgenommen werden und es uns gelingt, erfolgreiche Entrepreneurs für uns zu gewinnen.

we.CONECT: Startup Hype und langfristige Investitionen – wie sollte man Ihrer Einschätzung nach nachhaltige Innovationen und erfolgreiche Business Modelle fördern?

Dr. John Lange: Von den drei Innovationsstrategien Partner, Build und Invest bieten Investments in bereits erfolgreiche Startups den schnellsten und vergleichsweise sichersten Weg, disruptive Innovationen ins Unternehmen zu holen und neue Geschäftsmodelle aufzubauen. Wichtig ist, dass man sich vorher darüber im Klaren ist, welche Ziele verfolgt werden, und dann alle Stellhebel darauf abstimmt. Wenn es primär um Technologieinnovationen geht, ist das ein anderes Setup als wenn es nur um Financial Return geht. Oftmals ist das aber nicht ganz klar. Inkonsistente Strategien führen in der Umsetzung aber selten zu Erfolgen. Dabei ist bei Startup-Investments Erfolg – wie auch immer man diesen definiert – vor allem zu Beginn wichtig, um eine positive Dynamik in Gang zu setzen, die sich mit der Zeit selbst verstärkt.

we.CONECT: Worin sehen Sie die Chancen und Risiken bei Venture Investments?

Dr. John Lange: Das Spektrum der möglichen positiven Effekte ist breit: Investments in Startups bieten die Chance, disruptive Technologien und Geschäftsmodelle zu akquirieren, neue Märkte zu erschließen, Innovation voranzutreiben, digitale Talente zu entdecken, Unternehmerkultur zu stärken und natürlich Umsatz und Gewinn zu steigern, um am Ende einen positiven Return on Investment zu erzielen. Aber es können auch viele Fehler gemacht werden mit dem Risiko, dass nicht nur Kapital vernichtet wird, sondern vor allem auch immaterielle Werte wie Vertrauen in die Chancen der Digitalisierung oder der Ruf im Startup-Ökosystem. Beispiele für häufige Fehler sind Auswahl der falschen Targets, nicht richtig gesetzte Anreize oder ein fehlendes Verständnis von partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Vor allem wenn die ersten Investments die Erwartungen nicht erfüllen, besteht die Gefahr, dass das Thema Startup-Investments im Unternehmen verbrannt wird.

we.CONECT: Wenn Sie den CFOs von heute einen Ratschlag für das Business von morgen mitgeben möchten, was wäre das?

Dr. John Lange: Erstens: Startups sind ein guter Indikator für die Entwicklungen von morgen, so dass sich auch der CFO im Rahmen der langfristigen Planung für das Thema Startups interessieren sollte. Zweitens: Venture Investments können – richtig eingesetzt – wirtschaftlich attraktive Returns erwirtschaften. Die Performance von Digitalunternehmen ist hervorragend messbar. Erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle erzielen hohe Margen, skalieren sehr gut und sind daher höher bewertet, so dass Venture Investments gezielt als Wertsteigerungsstrategie eingesetzt werden können. Corporate Venture Investments machen in Deutschland aktuell aber nur ca. 1% der privaten F&E-Aufwendungen aus. CFOs sollten daher die Allokation der Mittel überdenken. Drittens: Um Venture Investments erfolgreich zu realisieren, ist es wichtig, dass der CFO und seine Stäbe das notwendige Know-how aufbauen, da Venture Investing in vielerlei Hinsicht anders funktioniert als klassisches M&A. Und zu guter Letzt: Konzerne können von Startups viel lernen hinsichtlich Sparsamkeit, Unternehmertum und Agilität.

we.CONECT: Vielen Dank für das Interview!
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