Wolfgang Kobek, SVP EMEA bei Qlik
Wolfgang Kobek ist SVP für die Region EMEA bei Qlik. Zuvor war Kobek als Country Manager D/A/CH für die Qlik Organisation in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der IT-Industrie, wo er bei verschiedenen Softwareunternehmen Management-Positionen im Vertrieb und Marketing innehatte.
Im Vorfeld der virtuellen ScaleUp 360° Data Governance 2020 hat we.CONECT Global Leaders vorab mit Wolfgang Kobek, SVP EMEA bei Qlik über die Bedeutung von Data Analytics und AI in der Krise gesprochen.
Wolfgang Kobek: Um Krisen bewältigen zu können, müssen Unternehmen wissen, was aktuell passiert, an welcher Stelle es knirscht und wo sie den Hebel ansetzen können: Welche Auswirkungen haben Lieferantenengpässe, Absatzschwankungen oder Liquiditätseinbrüche? Wo entstehen neue Geschäftschancen? Was uns die aktuelle Krise besonders vor Augen führt: Die Geschwindigkeit der Ereignisse nimmt enorm zu. In einer Lage, die sich tagtäglich ändert, helfen uns Analytics und AI, die Veränderungen schnell zu erfassen, den Überblick zu behalten und mit Hilfe von Forecasts und Simulationen unterschiedliche Planungsszenarien durchzuspielen.
Wolfgang Kobek:Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf die Grundvoraussetzung schlechthin werfen: die Datenkompetenz. Laut des aktuellen Data Literacy Research nimmt zwar ein Großteil (87 Prozent) von weltweit über 8.000 befragten Arbeitnehmern aller Ebenen Daten als erfolgskritisch für den Job wahr, jedoch nutzen nur wenige von ihnen Daten als Grundlage, um Entscheidungen zu treffen. Der Grund: mangelndes Vertrauen in die eigene Datenkompetenz. Auch als CXO muss ich mich fragen, wie es um meine Datenkompetenz steht und diese gegebenenfalls erweitern. Nur so kann ich die Handlungsspielräume, die Data Analytics eröffnet, erkennen und nutzen. Ebenso wichtig ist es, dass ich mich von einer rein reaktiven Analyse – beispielsweise in Form eines monatlichen Berichtswesens – verabschiede und Daten proaktiv und ergebnisorientiert nutze. Es zählt nicht nur, was in den letzten Wochen passiert ist. Erst im Vergleich mit mehreren Datensätzen und Benchmarks kann ich sehen, ob und wo ein Prozess Risiken und Chancen aufzeigt. Daraus lassen sich Entscheidungen und Maßnahmen ableiten.
Wolfgang Kobek: Kundenservice wird gern als Kostenfaktor gesehen. Für mich die völlig falsche Einschätzung. Wir müssen beginnen, Service als Investition zu sehen.
Hier spielt Automatisierung natürlich eine große Rolle. Hier geht es aber nicht (nur) um Kostensenkung, sondern um neue Wege den Kunden an sich zu binden und so Mehrwerte in der gesamten Customer Journey zu schaffen. Während sich das Marketing in den letzten 10 Jahren exponentiell weiterentwickelt hat und man mittlerweile viele verschiedene Kanäle nutzen kann – habe ich das Gefühl, dass der Kundenservice praktisch stehen geblieben ist. Und damit das Potenzial von neuen Kanälen für positive und nachhaltige Kundenkommunikation nicht ausgeschöpft wird.
Wolfgang Kobek:Zur Veranschaulichung möchte ich WellSky anführen, ein Kunde aus dem Gesundheitswesen. Das weltweit agierende Unternehmen bietet Softwarelösungen für Dienstleister unter anderem in den Bereichen Pflege, ambulante Pflege, Hospiz und Blutmanagement an. Da in der Corona-Krise die persönliche Schutzausrüstung für medizinisches Fachpersonal an vielen Orten zu Engpässen führte, wurde für WellSky eine Heatmap entwickelt, die aktuelle Ausbruchsherde zeigt und Hotspots mit steigenden Infektionsraten antizipiert. Dies ermöglicht es, dass Schutzausrüstung an die Standorte verteilt werden kann, an denen sie das Personal am dringendsten benötigt. Die Heatmap führt Daten und Analyse in einem Dashboard zusammen.
Wolfgang Kobek: Natürlich nutzen wir für unser Unternehmen die Möglichkeiten von Active Business Intelligence und nutzen Forecasts, um unsere Angebote noch besser an den derzeitigen Entwicklungen ausrichten zu können. Besonderes Augenmerk liegt auf den Bedürfnissen unserer Kunden, denn die aktuelle Situation wirkt wie ein immenser Beschleuniger der digitalen Transformation. Wir stellen fest, dass wir mit unserer Strategie richtig liegen, eine End-to-End-Lösung für Datenintegration, Daten-Analyse und Data Literacy anzubieten. Denn immer mehr Unternehmen stehen vor der absoluten Notwendigkeit, aus ihren Daten Insights und Maßnahmen ableiten zu müssen, um Risiken abzuwägen, Chancen zu nutzen und den Businesswert zu erhalten bzw. zu erhöhen. Darin liegt unsere Chance.
Wolfgang Kobek: Es kommt ganz auf den Umfang des Projektes an, wie schnell eine Lösung eingeführt werden kann. Nehmen wir an, ein Unternehmen aus einem systemrelevanten Bereich steht vor der Herausforderung, den Regelbetrieb aufrecht erhalten zu müssen. Es werden Informationen zur Personalverfügbarkeit und zu den Ausfällen aufgrund von Corona-Infektionen und Quarantänemaßnahmen benötigt. Hier kann eine ergänzende Applikation ausreichen, die die Daten aus dem vorhandenen Personaleinsatzplanungssystem aufbereitet und dokumentiert. Dies ist innerhalb weniger Tage möglich. Generell ist der Zeitraum für die Einführung einer End-to-End-Lösung abhängig von der Komplexität der Anforderungen seitens des Kunden und kann entsprechend auch schon einmal mehrere Monate dauern.
Wolfgang Kobek: Als wichtigsten Trend sehe ich die zunehmende Bedeutung des gesamten Datenlebenszyklus – von der Datenaufbereitung und -integration, über Data Analytics mit KI-gesteuerten Erkenntnissen bis hin zur Nutzung der Ergebnisse. Bei der Datenintegration liegt das Augenmerk aktuell auf der Integration fragmentierter und weitverzweigter Datenlandschaften und Datensilos. Im Bereich Datenmanagement setzt sich gerade DataOps durch: Der Ansatz macht es möglich, mit automatisierten und prozessorientierten Technologien die Geschwindigkeit und Qualität des Datenmanagements zu erhöhen. Mit DataOps auf der Seite des operativen Datenmanagement sowie Self-Service Analytics und der Operationalisierung der Ergebnisse auf der Business-Seite wird die gesamte Informationswertschöpfungskette zu einem fließenden Prozess. Der Einsatz von BI & Analytics macht schon jetzt in vielen Branchen den Unterschied zwischen Gewinnern und Verlierern. Dies wird auch in den nächsten Jahren so bleiben.
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