Interview: Wie Sie erfolgreich eine virtuelle Trainingskultur schaffen

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Im Vorfeld des Online Events ScaleUp 360° HR Tech, hat Tobias Becker, Manager Enterprise Sales DACH bei LogMeIn, für uns einige Fragen über Corporate Learning beantwortet und Tipps gegeben, wie online Trainings erfolgreich eingesetzt werden können.

LogMeIn bietet neue Wege für die Gestaltung sicherer, moderner und cloudbasierter Arbeitsplätze für zukünftiges Arbeiten. Es entwickelt Tools, die Mitarbeiter heute brauchen, um effizient, kooperativ und motiviert arbeiten zu können. Die Kommunikation zwischen Menschen wird somit vereinfacht und verbessert.

we.CONECT: Was bedeutet für Sie digitale Transformation der HR-Abteilung und der Personalarbeit?

Tobias Becker: Auf der einen Seite müssen HR–Abteilungen häufig selbst erst noch den Weg der stärkeren Digitalisierung gehen, etwa ganz banal im Zusammenhang mit Video-Interviews beim Recruiting-Prozess, dem verstärkten Einsatz von KI oder auch der Implementierung von Chatbots zur Unterstützung bei der Beantwortung von FAQs und Standard-Anfragen der Mitarbeiter an den HR-Generalisten (z. B. zu Urlaubstagen etc.).

Dann haben im Zuge der Pandemie die Themen Virtuelles Lernen und Online Classrooms eine ganz neue Bedeutung gewonnen – plötzlich mussten Trainings oder das Onboarding von neuen Mitarbeitern komplett virtuell stattfinden. Dazu bedarf es künftig entsprechender Konzepte der Schulungsabteilung (Learning/Development) – und zwar nicht nur im Hinblick auf den akuten Infektionsschutz der Mitarbeiter, sondern eben auch im Zuge der weiteren Digitalisierung. Das Stichwort ist hier „Blended Learning“: Die Unternehmen sollten auch nach der Pandemie verstärkt auf einen gesunden Mix aus Onsite Classroom Trainings, E-Learning-Kursen und virtuellen/Online Trainings setzen.

Die HR-Abteilung sollte auch eine integrale Rolle spielen bei allen Überlegungen, wie die komplette oder teilweise Rückkehr ins Büro unter dem Gesichtspunkt der Hygienevorschriften fair und sinnvoll erfolgen kann – und dann eben auch, wie sichergestellt werden kann, dass Mitarbeiter, die remote arbeiten, dazu befähigt und ausgestattet sind.

Auf der anderen Seite spielt die HR-Abteilung aber auch eine ganz wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Digitalisierung als solches im gesamten Unternehmen voranzutreiben. Es bedarf z. B. bei flexiblen Arbeitsmodellen häufig einer Veränderung in der Führungskultur hin zu einer stärkeren Vertrauenskultur. Also muss auch das Management dahin gehend trainiert und sensibilisiert werden, damit flexibles Arbeiten dauerhaft erfolgreich sein kann.

Gleichzeitig muss HR im Rahmen von Trainings aber auch die Sorgen und Ängste der Mitarbeiter adressieren, die möglicherweise mit digitalen Tools überfordert sind oder die fürchten, eine stärkere Digitalisierung könnte ihren Arbeitsplatz überflüssig machen. Hier müssen dann die Mitarbeiter fit für die Digitalisierung gemacht werden.

Und schlussendlich geht es natürlich auch darum, neue Talente für das Unternehmen zu gewinnen und zu rekrutieren, denn Millennials und die Generation Z erwarten digitale Tools und eine andere Ansprache durch ihre Vorgesetzten als noch die Generation X. Auch ist flexibles Arbeiten für diese Generation wichtig. Häufig wird bei der Wahl des Arbeitgebers sogar auf Gehalt verzichtet, wenn entsprechende Modelle angeboten werden. Es geht hier also um das Thema Arbeitgeberattraktivität/Employer Branding – auch hier spielt Digitalisierung zunehmend eine Rolle.

we.CONECT: Im Zuge der HR Tech werden Sie ein Webinar zum Thema Corporate Learning halten und erklären, wie man erfolgreich eine virtuelle Trainingskultur im Unternehmen schafft. Was ist der Nutzen einer Online-Weiterbildungsplattform?

Tobias Becker: Im Zuge der Pandemie wurde das offensichtlich: Die generelle Geschäftstätigkeit und das Training der Mitarbeiter als solches konnten überhaupt nur deshalb aufrechterhalten werden, weil virtuelle Lösungen und Online Tools dafür genutzt wurden.

Aber dennoch spielt das Thema auch unabhängig davon eine Rolle. Wie schon oben erwähnt, erwartet die junge Generation einfach digitale Trainingsangebote. Wenn Sie das als Arbeitgeber nicht sicherstellen können, erreichen Sie diese Mitarbeiter überhaupt nicht mehr und werden sie auch nicht für Ihr Unternehmen gewinnen können bzw. sie an die Firma binden können.

Der Mix ist einfach entscheidend: Manche Trainings sind am besten im Classroom durchzuführen, für andere reicht ein E-Learning-Kurs und für Wiederauffrischung oder Follow-up eines Onsite Trainings bieten sich häufig virtuelle Trainings an.
Natürlich müssen dazu auch die Trainer häufig selbst erst mal trainiert werden: Ein Online-Seminar folgt anderen Gesetzen als ein Vor-Ort-Training und umgekehrt. Auch hier spielt HR eine wichtige Rolle.

Der andere offensichtliche Nutzen einer Online-Trainingsplattform ist recht profan: Natürlich können Sie damit Reisekosten zu einem Vor-Ort-Training einsparen und sind zeitlich weitaus flexibler. Denn die Teilnehmer können sich den Kurs auch im Nachgang anschauen zu einer Zeit, die ihnen passt. Und Sie können damit auch über Zeitzonen hinweg überregionale Teilnehmer adressieren oder Aufzeichnungen machen – alles in allem: höhere Flexibilität bei geringeren Kosten und weniger Aufwand.

we.CONECT: Welche Risiken sollten Manager bei der Implementierung von Online Trainings beachten?

Tobias Becker: Wie gesagt: Online Trainings folgen anderen Gesetzmäßigkeiten. Wenn die Mitarbeiter nicht in einem Raum sind und Sie sie vielleicht sogar nicht einmal alle sehen können, sind Sie viel stärker gefordert, um die Teilnehmer bei der Stange zu halten. Es ist so: Die Aufmerksamkeit der virtuellen Teilnehmer vor dem PC wird konstant durch das Medium E-Mail „bedroht“ – häufig lassen sich Teilnehmer dazu hinreißen, nebenher Mails zu bearbeiten oder Telefonate entgegenzunehmen in der Annahme, dass sie multitaskingfähig sind. Sie müssen das Thema Motivation also in Ihrem Training berücksichtigen.

Auch wichtig ist: Ihnen entgehen Mimik/Gestik der Teilnehmer und da ist es viel schwieriger, eine Gruppendynamik zu erreichen und zu bemerken.

Ganz generell ist jegliche(s) kreative Brainstorming/Ideenfindung virtuell schwieriger umzusetzen. Also trainieren Sie den Trainer! Er oder sie sollte natürlich auch vertraut mit der verwendeten Software-Lösung als solcher sein. Das ist absolut essenziell.

we.CONECT: Haben Sie einen Tipp, wie virtuelle Trainings erfolgreich eingesetzt werden können?

Tobias Becker: Ja, meine Top 5 sind:

1.) Trainieren Sie die Teilnehmer/Mitarbeiter in der Online-Trainingslösung: Niemand sollte Angst haben, an dem Training teilzunehmen.
2.) Achten Sie auf Ihren Content: Das gesprochene Wort überwiegt hier gegenüber Folien mit viel Text.
3.) Machen Sie zu Beginn klar, dass Sie ggf. Teilnehmer unaufgefordert um ihre Meinung zu einem Thema fragen, damit diese nicht parallel etwas anderes tun vor dem PC.
4.) Nutzen Sie weitere interaktive Tools wie Umfragen oder Abstimmungen, um die Aufmerksamkeit hochzuhalten, z. B. Mentimeter, Kahoot! etc.
5.) Bitten Sie zeitnah nach dem Training um Feedback – am besten auch direkt online, um Ihre virtuellen Trainings kontinuierlich zu verbessern.

we.CONECT: Wie sehen Sie die Zukunft, wenn es um digitale Zusammenarbeit in Teams geht? Welche innovativen Technologien sind für Sie vielversprechend?

Tobias Becker: Sicherlich ist das Thema KI im Rahmen des Recruitings ebenso wie die Entlastung der HR-Abteilung von Standardprozessen durch Chatbots ein spannendes Thema, allerdings passiert dies aktuell noch primär bei größeren Konzernen.

Das Thema „Virtuelle Trainings“ ist dagegen durch die Pandemie auf die Tagesordnung gerückt und wird auch nach der Pandemie nicht wieder gänzlich verschwinden, sondern ein essenzieller Standard einer Blended-Learning-Strategie bleiben.

we.CONECT: Vielen Dank, Herr Becker, für das Interview!

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Wann? 22. – 23. September 2021

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