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World Café Report – Prozessoptimierung im Sinne von Industrie 4.0

Die DTIM 2018 World Café Sessions

Auf der 7. Disruptive Technologies & Innovation Foresight Minds, dem Leitevent zu Trendidentifikation und Technologiefrüherkennung im deutschsprachigen Raum, versammelten sich vom 18. bis 20. Februar 2018 erneut über 220 Innovationsexperten, R&D Manager und führende Entscheidungsträger aus der D/A/CH-Region, um sich über disruptive Technologien und Innovationsmanagement auszutauschen. Neben inspirierenden Keynotes und Case Study Präsentationen standen auch in diesem Jahr wieder interaktive Networking- und Diskussionsformate im Fokus der Konferenz. Reger Informations-, Erfahrungs- und Meinungsaustausch findet insbesondere während unserer World Café Sessions statt.

Was ist ein World Café?
Die World Café Session verfolgt das primäre Ziel, Antworten und Lösungsansätze auf konkrete Fragestellungen und Herausforderungen zu finden. In einem intensiven und interaktiven Austausch treffen unsere Konferenzteilnehmer in jeweils 5 Sessions à 30 Minuten auf neue Fachkollegen, die unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen in die Gesprächsrunde mitbringen. Sorgfältig ausgewählte Experten aus der Industrie moderieren diesen Austausch und helfen dabei, Gedanken und Ideen zu strukturieren, Lösungsvorschläge zu hinterfragen und neue Ansätze sichtbar zu machen. Auf diese Weise können neue Perspektiven, Denkweisen und Handlungsoptionen für jeden Einzelnen nachhaltig aufgezeigt werden. Im Halbe-Stunden-Takt wechseln die Teilnehmer entsprechend einer zufälligen Zuteilung den Roundtable und treffen somit stets auf neue Gesprächspartner. Die Gastgeber geben zu Beginn jeder neuen Runde einen kurzen Überblick über die zuvor stattgefundene Diskussion, um so Anknüpfungspunkte für die nächste Session zu haben.

Process Innovation Café

Welche disruptiven Ansätze oder Technologien sind für die Optimierung der internen Unternehmensprozesse im Sinne von Industrie 4.0 hilfreich bzw. erforderlich?

Lothar Kolm, PLM Architect Information Technology bei der Phoenix Contact GmbH & Co. KG, lud bei seinem Process Innovation Café die Konferenzteilnehmer dazu ein, sich interaktiv mit der Frage auseinanderzusetzen, welche disruptiven Ansätze oder Technologien hilfreich bzw. erforderlich sind, um interne Unternehmensprozesse im Sinne von Industrie 4.0 zu optimieren.

Im Fokus standen dabei insbesondere die folgenden Diskussionsschwerpunkte:

  • Die Digitalisierung aller benötigten Informationen ist die zentrale Vorbedingung von Industrie 0, doch welche Vorgehensmodelle helfen bei Ihrer Erfüllung?
  • Der Mensch als zentraler Faktor! – Smart Home wird unterstützt, die Smart Factory aber misstrauisch beäugt
  • Augmented Reality – Hype oder der ultimative Ansatz?
  • Welche Erfahrungen mit Lösungsansätzen wurden in den Unternehmen der anwesenden Teilnehmer gemacht?
  • Muss es immer disruptiv sein, oder reicht nicht auch eine iterative Annäherung an neue Lösungswege?

Die Digitalisierung aller benötigten Informationen ist die zentrale Vorbedingung von Industrie 4.0, doch welche Vorgehensmodelle helfen bei Ihrer Erfüllung?

Für eine effektive Implementierung und Nutzbarmachung von Industrie 4.0 ist die Digitalisierung aller benötigten Daten für Unternehmen unabdingbar. Die Teilnehmer beschäftigte in diesem Zusammenhang vor allem die Frage, welche Daten genau dafür benötigt werden. Außerdem stellte sich heraus, dass vor allem gewachsene Unternehmen vor der Herausforderung von inhomogenen Datenstrukturen stehen. Ein Lösungsansatz, den die Expertenrunde hervorbrachte, ist ganz klar eine gründliche Datenhygiene mit konkret festgelegten Vorgaben. Des Weiteren wurde vorgeschlagen, multilateral Lösungsmodelle zu erfassen und zu entwickeln.

Key Take-Aways, die die Teilnehmer bei dieser Fragestellung notierten, waren dabei die folgenden:

  • Klare Festlegung: Welche Informationen werden benötigt
  • Partnerschaften: Nur gemeinsam wird man stark!

Der Mensch als zentraler Faktor! – Smart Home wird unterstützt, die Smart Factory aber misstrauisch beäugt

Je erfolgreicher ein Unternehmen ist, desto resistenter ist es häufig gegen Veränderung, wie viele World Café Teilnehmer bestätigen konnten. „Das haben wir immer so gemacht, so hatten wir Erfolg, also warum sollten wir es ändern?“, könnte man argumentieren. Doch diesem Motto folgend, zeichnet sich Unternehmensführung in der Regel durch Verwaltung aus, anstatt Innovationen hervorzubringen bzw. anzustoßen. Daher gaben die Teilnehmer an, dass oftmals nicht die Ideen fehlen, sondern vielmehr die Ressourcen, um diese umzusetzen. Die Unternehmensführung sollte daher umdenken und Richtungen vorgeben, mehr Freiräume für innovatives Denken schaffen sowie methodisches Wissen vermitteln und unterstützen. Essentiell ist dabei vor allem auch, die vertikale Kommunikation im Unternehmen zu verbessern.

4 Key Take-Aways haben sich für die Teilnehmer herauskristallisiert:

  • Aktueller Erfolg impliziert nicht in jedem Falle einen langfristigen Erfolg
  • Innovativen Mitarbeitern/Teams mehr Vertrauen schenken!
  • Innovation erfordert Risikobereitschaft: Aus Fehlern lernen!
  • Einflüsse von außen können ebenfalls Veränderungen herbeiführen

Augmented Reality – Hype oder der ultimative Ansatz?

Bei Augmented Reality scheiden sich die Geister: Ist sie die Lösung schlechthin oder vielmehr ein gehypter Trend? Die Kritiker sagen, das AR-Systeme Kreativität unterbinden können. Des Weiteren seien bereits viele AR-Versuche fehlgeschlagen. Service-Anleitungen und Fehleranalysen online bereitzustellen, könnte dabei von großer Hilfe sein. Man sollte daher vor allem reale Use Cases finden, diese unterstützen und entsprechend abbilden. In den meisten Fällen, so zeigte sich, wird Augmented Reality von den Mitarbeitern sehr leicht und gern als Unterstützung angenommen.

Daraus ergaben sich folgende Learnings:

  • In die Lösungspotentiale der AR vertrauen
  • Das System muss mit Fehlern in der Handhabung umgehen können

Welche Erfahrungen mit Lösungsansätzen wurden in den Unternehmen der anwesenden Teilnehmer gemacht?

World Café Moderator Kolm erkundige sich darüber, welche Erfahrungen die Teilnehmer bisher mit Lösungsansätzen gemacht haben und es stellte sich heraus, dass in vielen Fällen die erforderlichen Datenmodelle nicht bekannt sind. Zudem sind Kunden oftmals nicht bereit, für die Daten zu bezahlen. Man sollte sich stets vor Augen halten, dass Innovationsmanagement kein Selbstzweck ist.

Folgerichtig identifizierte die Expertenrunde folgende Key Take-Aways:

  • Cloud-Wissen ist meist hilfreicher als die Hersteller-Dokumentation
  • Ideengeber dürfen nicht demotiviert werden, ihnen sollten Anreize geschaffen werden!

Muss es immer disruptiv sein, oder reicht nicht ggf. auch eine iterative Annäherung an neue Lösungswege?

Die Teilnehmer gaben zu bedenken, dass disruptive Veränderungen häufig Widerstand hervorrufen. Des Weiteren ist der entsprechende Aufwand wesentlich höher als bei iterativen Veränderungen. Aktives Changemanagement ist hier das Schlüsselwort, und die nötigen Veränderungen müssen selbstverständlich von der Unternehmensführung unterstützt werden.

Die World Café Teilnehmer nehmen für sich mit:

  • dass disruptive Veränderungen nicht iterativ eingeführt werden können
  • dass Disruption einer konsequenten Umsetzung bedarf
  • und alle alten Strukturen eliminiert werden müssen.
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